Stell dir vor, du stehst an einem Hafen und beobachtest, wie ein Schiff einläuft. Es sieht mitgenommen aus – der Mast ist abgebrochen, die Segel zerrissen. Die Mannschaft an Bord wirkt erschöpft, aber erleichtert. Auf die Frage, was passiert sei, antworten sie: „Wir waren in einem schlimmen Sturm! Als letzte Hoffnung haben wir uns auf den Boden geworfen und gebetet – plötzlich klarte der Himmel auf, und wir konnten sicher in den Hafen einlaufen.“ Eine schöne Geschichte, oder? Doch es gibt ein Problem: Was ist mit den Schiffen, die den Sturm nicht überlebt haben? Von ihnen kann niemand mehr berichten.

Dieses Phänomen nennt sich Survivorship Bias – der Überlebendenfehlschluss. Er beschreibt die Tendenz, sich nur auf die Erfolgsgeschichten zu konzentrieren, während die Misserfolge unsichtbar bleiben. Dadurch verzerrt sich unsere Wahrnehmung von Ursache und Wirkung, und wir ziehen falsche Schlüsse.

Wo begegnet uns der Survivorship Bias?

Der Survivorship Bias findet sich in vielen Bereichen unseres Lebens – besonders in der Karriere- und Finanzwelt.

1. Erfolgsgeschichten von Unternehmern und Investoren

Viele Menschen bewundern erfolgreiche Unternehmer wie Elon Musk oder Jeff Bezos und glauben, dass deren Erfolg allein auf harter Arbeit und Intelligenz beruht. Natürlich spielen diese Faktoren eine Rolle, aber was oft übersehen wird, sind die unzähligen anderen Gründer, die genauso hart gearbeitet haben und dennoch gescheitert sind. Ihre Geschichten werden selten erzählt, weil sie nicht ins Erfolgsnarrativ passen.

2. Karriere-Tipps von „Selfmade“-Millionären

Auch in der Berufswelt gibt es unzählige Coaches und Berater, die schnelle Karriere- oder Reichtumstipps geben. Sie erzählen, wie sie erfolgreich wurden und präsentieren ihre Methoden als allgemeingültiges Erfolgsrezept. Doch sie vergessen, dass viele andere mit denselben Strategien gescheitert sind – Menschen, die vielleicht nur etwas weniger Glück hatten oder zur falschen Zeit am falschen Ort waren.

Warum der Zufall eine größere Rolle spielt als gedacht

Viele erfolgreiche Menschen unterschätzen den Einfluss von Zufall und Glück auf ihren Weg. Wer es nach oben geschafft hat, neigt dazu, den eigenen Erfolg auf überlegene Fähigkeiten zurückzuführen. Doch die Realität sieht oft anders aus: Neben harter Arbeit braucht es auch die richtigen Umstände, gute Netzwerke und manchmal einfach das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Das bedeutet aber nicht, dass man passiv auf Glück warten sollte. Vielmehr geht es darum, sich in eine Position zu bringen, in der der Zufall einem helfen kann.

Wie du den Survivorship Bias für dich nutzen kannst

  1. Hinterfrage Erfolgsgeschichten kritisch: Nur weil jemand mit einer bestimmten Strategie erfolgreich war, heißt das nicht, dass sie für alle funktioniert. Recherchiere, ob es auch Gegenbeispiele gibt.
  2. Setze auf Wahrscheinlichkeiten, nicht auf Einzelfälle: Erfolg lässt sich nicht garantieren, aber du kannst deine Chancen verbessern, indem du lernst, Risiken realistisch einzuschätzen.
  3. Bringe dich in die richtige Position: Erfolg ist oft ein Zusammenspiel aus Können, Fleiß und Glück. Suche gezielt nach Möglichkeiten, in denen sich deine Chancen verbessern – sei es durch die Wahl des richtigen Umfelds, Networking oder gezielte Weiterbildung.
  4. Akzeptiere, dass Scheitern dazugehört: Wer nur auf die Erfolgreichen schaut, kann leicht den Eindruck gewinnen, dass Misserfolg eine Seltenheit ist. In Wahrheit gehört er zum Prozess dazu – und oft lernt man aus Fehlschlägen mehr als aus Erfolgen.

Fazit

Der Survivorship Bias beeinflusst unsere Wahrnehmung von Erfolg und führt dazu, dass wir zu stark auf Vorbilder und Erfolgsgeschichten vertrauen. Doch wahre Erkenntnis liegt nicht nur in den Geschichten der Gewinner, sondern auch in den Erfahrungen derjenigen, die es nicht geschafft haben. Wenn du deine Karriere oder deine finanziellen Entscheidungen auf einer realistischen Grundlage treffen willst, solltest du nicht nur den Erfolgreichen zuhören, sondern auch verstehen, warum andere gescheitert sind.

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