Scrum bietet viele Vorteile: Flexibilität, kontinuierliche Verbesserungen und die Möglichkeit, sich schnell an neue Gegebenheiten anzupassen. Dennoch gibt es oft Schwierigkeiten bei der Transparenz und im Reporting, besonders wenn das Management nach klaren Zahlen und Prognosen verlangt. In diesem Artikel wird erklärt, warum klassisches Scrum-Reporting wie Burndown-Charts oft nicht ausreicht und zeigen Methoden, wie Sie mit wenig Aufwand mehr Transparenz schaffen können – für das Management ebenso wie für das Team.


Die Herausforderungen im Scrum-Reporting

Viele Unternehmen berichten über Intransparenz, wenn sie Scrum eingeführt haben. Häufige Kritikpunkte sind:

  • Unklare Projektfortschritte: Der Releasezeitpunkt verschiebt sich scheinbar ständig.
  • Fehlende Einblicke: Warum wachsen die Anforderungen? Warum werden Features gestrichen?
  • Verzerrte Annahmen: Klassische Burndown-Charts setzen eine konstante Velocity und ein stabiles Backlog voraus – Bedingungen, die in der Praxis selten eintreffen.

Diese Probleme führen oft zu Frustration – sowohl bei Teams als auch im Management. Die Lösung liegt in einer verbesserten Darstellung, die Ursachen und Zusammenhänge verdeutlicht.


Neue Ansätze für bessere Transparenz

1. Velocity und Ressourcen korrelieren

Ein Schlüssel zur Verbesserung liegt in der Verknüpfung von Velocity (Story Points pro Sprint) mit den sogenannten Full-Time Equivalents (FTEs) – also der verfügbaren Arbeitskapazität:

  • Darstellung: Ein Balkendiagramm zeigt die Velocity pro Sprint und eine Linie die FTEs. Schwankungen in der Velocity können so klar auf Ursachen wie Urlaub, Krankheit oder Prioritätswechsel zurückgeführt werden.
  • Nutzen: Sowohl das Team als auch das Management erkennen leichter, warum sich Fortschritte verändern und wie man darauf reagieren kann.

2. Story Point Bridges verwenden

Eine Story Point Bridge zeigt, wie sich der Projektumfang im Laufe der Zeit entwickelt:

  • Initial Estimation: Der ursprüngliche Aufwand in Story Points.
  • Added Work: Neue Anforderungen oder unvorhergesehene technische Hürden.
  • Work Descoped: Entfallene Features oder einfachere Umsetzungen, als geplant.
  • Corrected Estimation: Der aktuelle Projektaufwand auf Basis der neuesten Erkenntnisse.
  • Work Completed: Die abgeschlossenen Storypoints.
  • Work Left: Der im Projekt verbleibende Aufwand.

Diese Darstellung hilft dabei, Verzögerungen und Veränderungen im Projektumfang zu visualisieren. Ziel ist es, gezielt Fragen zu stellen, statt Schuld zuzuweisen.

3. Kosten auf Story Points umrechnen

Scrum arbeitet primär mit Story Points statt mit klassischen Manntagen. Daher ist es sinnvoll, die Projektkosten auf dieser Basis zu berechnen:

  • Kosten pro Story Point: Die bisherigen Gesamtkosten (z. B. 250.000 €) werden durch die Anzahl der erledigten Story Points (z. B. 1.000) geteilt. Ergebnis: Ein Story Point kostet 250 €.
  • Prognose der Restkosten: Die übrigen Story Points im Backlog (z. B. 500) multipliziert mit den Kosten pro Story Point ergeben die voraussichtlichen Restkosten (z. B. 125.000 €).
  • Gesamtkosten: Summe aus bisherigen und prognostizierten Kosten.

Diese Methode bietet klare und greifbare Zahlen, die sich leicht mit anderen Projektkosten verknüpfen lassen.

4. Zusätzliche Kennzahlen erfassen

Neben den bisherigen Metriken können folgende Kennzahlen helfen, die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit eines Projekts besser zu bewerten:

  • Cost of Delay: Was kostet ein Tag oder Sprint Verzögerung in entgangenen Umsätzen und zusätzlichen Kosten?
  • Cost of Goods Sold (COGS): Die Herstellungskosten (z. B. Material, Prototypen).
  • Estimated Revenue: Prognostizierte Einnahmen in den kommenden Jahren.
  • Weighted Average Cost of Capital (WACC): Gewichtete Kapitalkosten, um den Mindest-Return-on-Investment (ROI) zu ermitteln.

Das optimale Scrum-Dashboard

Ein zentralisiertes Dashboard vereinfacht das Reporting und sorgt für Klarheit. Es könnte folgende Elemente enthalten:

  • Grafiken:
    • Velocity und FTE-Korrelation.
    • Story Point Bridge.
  • Zahlen:
    • Kosten pro Story Point.
    • Rest- und Gesamtkosten.
  • Zusatzinformationen:
    • Projekt- und Marktrisiken.
    • Erklärungen für Velocity-Schwankungen (z. B. Urlaub, neue Prioritäten).

Dieses Dashboard bietet nicht nur dem Management, sondern auch den Teams eine klare Sicht auf Fortschritte, Kosten und Risiken, ohne die Agilität von Scrum zu beeinträchtigen.


Fazit

Mit verbesserten Methoden im Scrum-Reporting schaffen Sie Transparenz, bauen Frustration ab und fördern die Zusammenarbeit zwischen Teams und Management. Wenn Sie diese Techniken anwenden, können Sie komplexe Projekte effizienter steuern und gleichzeitig den Nutzen agiler Methoden erhalten.

Für weitere Fragen oder eine individuelle Beratung können Sie sich gerne an mich wenden.